Unschooling und Demokratische Bildung: Passt das zusammen?

Wie eine Mutter den Wechsel vom Unschooling zu Demokratischer Bildung erlebt hat – die Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

Naomi Fisher ist eine britische klinische Psychologin, deren zwei Kinder von 2012 bis 2018 ohne Schule lernten. Ihre Kinder besuchen nun eine Demokratische Schule.

6. Juni 2019

12082-fisher-FWengl. Originalbeitrag: https://www.self-directed.org/tp/dysfunctional-marriage/

Ich bin ein ehemaliges Unschooling-Elternteil. Nach sechs Jahren ohne Schule besuchen meine Kinder jetzt eine Demokratische Schule nach dem Sudbury-Konzept in Paris.

Unschooling und Demokratische Bildung führen eine etwas unglückliche Beziehung. Die Alliance for Self Directed Education [ein Zusammenschluss von Menschen, die sich für selbstbestimmte Bildung einsetzen, Anm. d. Übersetzers] versucht, Unschooling und Demokratische Bildung zusammenzubringen, aber einige Unschooler sagen, dass sie nichts mit Demokratischer Bildung gemeinsam haben, weil ihre Kinder nicht selbstbestimmt lernen, sondern durch die Eltern gefördert werden. Ebenso sagen einige Vertreter Demokratischer Bildung, dass Unschooling nichts mit ihnen zu tun hat.

Ich bin der Ansicht, dass meine Kinder von Beginn an selbstbestimmte Lerner gewesen sind. Das heißt weder, dass ich denke, dass sie jetzt Unschooler an einer Schule sind, noch dass ich immer noch ein Unschooling-Elternteil wäre.

Die beiden haben wichtige Gemeinsamkeiten, aber es gibt auch entscheidende Unterschiede. Das Umfeld einer Demokratischen Schule unterscheidet sich von einem Unschooling-Haushalt, und das hat meiner Meinung nach Auswirkungen darauf, wie sich die Menschen in dieser Gemeinschaft verhalten – und damit auch, was die Kinder lernen. Weiterlesen

Peter Gray: 6 Bedingungen für selbstbestimmtes Lernen

übersetzt von Martin Wilke

Die erste Bedingung ist ein klares Verständnis, dass Bildung die Verantwortung des Kindes ist. Wenn Kinder wissen, dass sie für ihre Bildung verantwortlich sind, dann übernehmen sie die Verantwortung. Wenn sie glauben, oder glauben gemacht werden, dass jemand anderes für ihre Bildung verantwortlich ist und sie nichts weiter tun müssen als das zu machen, was man ihnen sagt, dann neigen sie dazu, so wenig wie möglich zu machen, dann übernehmen sie nicht die Verantwortung für ihre Bildung. Weiterlesen

Sudbury Schulen – Kapitel 27: Fairhaven Fellowship

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Die DVD „Sudbury-Schulen – Interviews mit Schülern, Mitarbeitern, Eltern und Absolventen“ von Henning Graner und Martin Wilke ist im tologo verlag erhältlich.

Romey Pittman: Maryland ist einzigartig. Jeder Bundesstaat hat seine eigenen Regeln, und in einigen Staaten ist es nicht mal der Staat, sondern die Stadt oder der Bezirk, der darüber entscheidet, welche Schulen zulässig sind. In Maryland ist es der Staat, der entscheidet.

Maryland wurde zu Kolonialzeiten als Zuflucht für Katholiken gegründet, die von den protestantischen Europäern, v.a. den Engländern unterdrückt wurden. Sie kamen und gründeten Maryland als einen Ort, an dem man religiöser Verfolgung entkommen konnte. Er wird deshalb Freistaat genannt. Daher gibt es dort sehr strenge Gesetze zum Schutz der Glaubensfreiheit.

Und deshalb, aus dem Grund, wie das Schulwesen hier organisiert ist, gibt es viele Kirchen, die Schulen gründen. Die Regelung ist so, dass wenn man keine kirchliche Schule ist, dann braucht man eine Lizenz vom Staat Maryland. Und das heißt, man muss zeigen, dass man einen „sequenziellen und linearen Lehrplan“ hat, wie sie das nennen. Und man muss, ob man will oder nicht, in der Highschool Zensuren und Punkte vergeben. Also, die Behörden waren nicht dagegen, dass es uns gibt, aber sie sagten, es gäbe keine Ausnahmen.Wenn du etwas anderes als das machen willst, dann musst du eine kirchliche Schule sein. Kirchliche Schulen haben nämlich die völlige Freiheit zu tun, was auch immer sie wollen. Für sie gibt es keine Einschränkungen und keine Bewertungen, und keinen Papierkram. Weiterlesen

Sudbury Schulen – Kapitel 26: Bezahlung der Mitarbeiter

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Henning Graner: Fühlst du dich gut bezahlt?

Mikel Matisoo: Ja, ich denke schon, dass ich angemessen bezahlt werde. Ich habe sicher nicht das Gefühl, dass ich mehr verdienen sollte. Aber es ist ein sehr langer Prozess gewesen, bis die Schule an den Punkt kam, an dem die Mitarbeiter nicht mehr das Gefühl hatten, dass sie für umsonst arbeiten.

Shetal Dandage: Ich verdiene nichts, weil ich für zwei Jahre ehrenamtlich in diesen Schulen arbeite. Ich habe mich entschlossen, drei Jahre lang ehrenamtlich zu arbeiten, zu experimentieren und alles in Frage zu stellen und dann ab dem übernächsten Jahr zu arbeiten.

Anthony Burik: Nun, praktisch gesehen, bekomme ich nicht viel Geld für meine Arbeit. Aber ich denke, das ist ein Problem bei vielen demokratischen Schulen. Sie begeben sich außerhalb der traditionellen Sphäre und sind dann gewissermaßen auf sich selbst gestellt. Sie sind außen vor, am Rande. Und zumindest in den USA gibt es nicht viel Unterstützung für Leute, die etwas außerhalb der traditionellen Bildung machen wollen. Deshalb hat unsere Schule, wie andere auch, Mühe damit, die Mitarbeiter angemessen zu bezahlen. Weiterlesen

Sudbury Schulen – Kapitel 25: Diskussion über Schulgeld

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Henning Graner: Was hältst du davon, dass Eltern für die Schulbildung ihrer Kinder bezahlen müssen?

Mikel Matisoo: Ich denke, dass wir immer dafür bezahlen, als Gesellschaft. Ich meine, selbst wenn die Schulen keine Gebühren für die Anwesenheit der Kinder erheben, kostet der Schulbetrieb ohne Zweifel Geld. Und dieses Geld bekommen sie von den Leuten, die in einer bestimmten Gegend leben.

Evelyn Hardesty: Ich denke, diese Schulen sollten finanziert werden, wenn auch andere Schulen finanziert werden. Denn wenn es mehr von ihnen gäbe, könnten die Leute sehen, wie wirtschaftlich sie arbeiten, was an ihrer Art, Entscheidungen über Ressourcen und alles andere zu treffen, liegt. Sie sind soviel kosteneffizienter als unsere staatlichen Schulen, dass man sie finanzieren könnte, und zwar mit wesentlich weniger Geld. Weiterlesen

Sudbury Schulen – Kapitel 24: Finanzierung der Schule

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Henning Graner: Wie finanziert sich die Schule? Nur durch Schulgeld oder auch durch staatliche Gelder?

Mikel Matisoo: Die Sudbury Valley School wird ausschließlich durch Schulgeld finanziert.

Aaron Winborn: Greenwood ist eine Privatschule und wird durch Schulgeld finanziert. Dadurch lässt der Staat uns in Ruhe.

Martin Wilke: Wie wird Eure Schule finanziert?

Kelly Sappir: Nur durch Elternbeiträge und Spenden. Wie gesagt, wir erhalten keinerlei staatliche Unterstützung. Weiterlesen

Sudbury Schulen – Kapitel 23: Erfolg im Leben nach der Schule

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Regina Leeb: Wir hatten bisher acht Absolventen in Booroobin. Jeder von ihnen ist entweder in Arbeit oder studiert. Zwei Schüler haben ein Stipendium gewonnen, wobei pro Jahr australienweit nur 12 Stipendien vergeben werden.

Seth Sadofsky: Wenn ich an Leute denke, mit denen ich in Kontakt geblieben bin oder mit denen ich gelegentlich in Kontakt komme, kann ich sagen, dass sie in der Lage gewesen sind, Dinge zu finden, die sie tun wollen, und diese Dinge nun auch weiterhin tun.

Regina: Einige Leute machen etwas mit Musik und einige haben die Technical and Further Education-Kurse ausprobiert.

Seth: Einer ist Grafikdesigner. Ein anderer ist Geschäftsmann. Ein weiterer hat sich entschlossen, im Wald zu leben.

Seth: Jemand möchte ein Farmer sein und findet ein Stück Land und eine Möglichkeit, darauf Landwirtschaft zu betreiben. Ich wollte Wissenschaftler werden – und arbeite nun als Wissenschaftler. Weiterlesen

Sudbury Schulen – Kapitel 22: Nachteile

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Martin Wilke: Gab es Sachen an der Schule, die dir nicht gefallen haben?

Seth Sadofsky: Nun, in meinem Alter… Irgendwie vergisst man solche Dinge. Es dauert nicht so lange, bis man unangenehme Dinge vergessen hat. Bestimmt gab es sie, mir fällt jetzt nur nichts Größeres ein.

Seth: Lass uns noch mal zu der Frage zurückkehren, was mir nicht so gefallen hat. Das ist etwas, über das man nachdenken sollte. Als ich ein kleines Kind war, war die Schule relativ klein; als ich älter war, war sie größer. Als die Schule wuchs, wurde sie dynamischer und aufregender. Es gab mehr Möglichkeiten und mehr Leute, mit denen man Zeit verbringen und sich beschäftigen konnte. Ich glaube, es ist besser, wenn diese Schulen auf größere Gemeinschaften hinarbeiten. Das heißt nicht, dass man es nicht auch mit weniger Kindern versuchen sollte, wenn eine größere Gruppe nicht sofort realisierbar ist. Aber ich denke, eine größere Gruppe macht die Schule dynamischer und aufregender und zu einem besseren Ort für Kinder.

Ben Sheppard: Ich glaube, es ist besser, mehr Leute in der Schule zu haben. Das bedeutet, dass es mehr Leute in deinem Alter gibt, welche, mit denen du zu tun hast. Das war der einzige Nachteil, den ich in meiner Schule hatte. Unsere Schule war immer sehr klein, so dass ich eigentlich nie jemanden in meinem Alter hatte, mit dem ich gut ausgekommen wäre. Das war der einzige Nachteil in meiner Schule. Weiterlesen

Sudbury-Schulen – Kapitel 21: Qualifikation und Persönlichkeit der Mitarbeiter

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Mikel Matisoo: Ich habe vor vielen Jahren im staatlichen Schulsystem in New York gearbeitet. Ich hatte eine befristete Lehrberechtigung, und um diese Berechtigung zu verlängern, musste ich jeden Sommer ein Lehrerseminar belegen. So habe ich in diesen Sommern zwei Kurse besucht, aber das ist alles, was ich an Lehrerausbildung habe.

Anthony Burik: Mein Hintergrund ist: Ich habe das College abgeschlossen und dann etwa drei Jahre lang gearbeitet. Und dann habe ich auf der Graduate School meinen Master in Erziehungswissenschaften gemacht. Das war vor sieben oder acht Jahren. Inzwischen habe ich viel unterrichtet, vor allem Englisch. Dafür war ich zwar nicht wirklich ausgebildet, aber das ist eben das, wo ich gelandet bin. Weiterlesen

Sudbury Schulen – Kapitel 20: Wie Mitarbeiter gewählt werden

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David Schneider-Joseph: Die Mitarbeiter an einer Sudbury-Schule werden durch die bisherigen Mitarbeiter und die Schüler demokratisch gewählt. Grundsätzlich werden sie danach gewählt, für wie nützlich die Schulgemeinschaft sie hält. Diese Nützlichkeit kann in ganz unterschiedlichen Dingen bestehen. Der eine ist einfach jemand, mit dem es Spaß macht, sich zu unterhalten, zusammenzusein. Jemand anderes verfügt über nützliche Kenntnisse, spezielles Wissen, an dem andere gern teilhaben möchten, weil er zum Beispiel viel über Naturwissenschaften weiß. Diese Nützlichkeit kann auch darin bestehen, bestimmte Verwaltungsaufgaben in der Schule zu übernehmen, z.B. die Aufnahme neuer Schüler.

Aaron Winborn: Ich denke, das Wichtigste ist die Hingabe gegenüber der Idee, dass junge Leute die Freiheit bekommen sollten, ihre Träume zu verwirklichen. Wenn ein Erwachsener diese Hingabe hat, klappt der Rest auch, glaube ich.

Anthony Burik: Ich denke, Mitarbeiter sind erfolgreich, wenn sie ein sicheres Verständnis der Sudbury-Philosophie haben und mit Eifer und Leidenschaft dafür einstehen, und dann diese Philosophie nehmen und sie in ihrer Arbeit umsetzen.

Anthony: Jemand, der sich dieser Sache mit einer gewissen Hingabe annimmt, denke ich, ist gut geeignet für die Schule. Alles weitere hängt einfach davon ab, was die Schüler wollen und was Schule will. Weiterlesen